Am Sonntag, dem 13. März 2016, hielt Pastor Dr. Naoya Kawakami in seiner Eigenschaft als Generalsekretär von Tôhoku Help (Sendai Christian Alliance Disaster Relief Network) auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit der englischsprachigen Schwestergemeinde und der finanziellen Unterstützung der Palmore Stiftung im Gemeinschaftsraum unserer Kirche einen Vortrag zum Thema „Fukushima – The Interfaith Response“. Seit der dreifachen Katastrophe in Nordost-Japan – dem Erdbeben, dem Tsunami und der Kernschmelze in drei Reaktoren des Kernkraftwerks Fukushima I – hat sich Pastor Kawakami mit großem Engagement an der geistlichen Betreuung der Opfer beteiligt. In seinem ca. einstündigen Vortrag, der von der Vorführung von Filmausschnitten begleitet und gut besucht war, erläuterte er die verschiedenen Aktivitäten der Vertreter der christlichen und der anderen Religionsgemeinschaften.
Im Vordergrund stand zunächst die Hilfe für all jene, die in ihren Familien Opfer zu beklagen hatten. Immer noch leiden viele darunter, dass vermisste Angehörige nicht gefunden werden konnten. Der Abschied von diesen Menschen falle umso schwerer. Darüber hinaus wirke man seelsorgerisch an der Versorgung der Evakuierten mit, wobei Tôhoku Help zeitweilig Hilfe für ca. 40.000 Menschen bereitstellen musste, die ihre Wohnungen oder Häuser verloren hatten oder aus Gründen der radioaktiven Verseuchung nicht mehr in ihre Dörfer zurückkehren konnten. Vielerorts übernahm man unter sehr schwierigen Bedingungen die Durchführung von Bestattungen.
Pastor Kawakami betonte in seinem Vortrag die gute Zusammenarbeit mit anderen christlichen Gemeinden im Zeichen der Not. Aber nicht nur die christlichen Kirchen haben in Tôhoku geholfen, die größte Not zu lindern. Auch in Zusammenarbeit mit buddhistischen und islamischen Gemeinden hat man versucht, ein Hilfs-Netzwerk zu etablieren. Dieses schuf beispielsweise Einrichtungen wie das „Café de Monk“ in Ishinomaki, wo sich Betroffene Rat holen oder auch nur Gehör für ihre Sorgen finden konnten. Dass es im Zeichen der Katastrophe gelang, religiöse Trennungen zeitweilig zu überwinden, symbolisiere die Ausbildung von Betreuern, die unabhängig der Religionszugehörigkeit gemeinsam bei der Seelsorge mithelfen.
Kritisch äußerte sich Pfarrer Kawakami aufgrund seiner Erfahrungen vor Ort insbesondere zu den die Lage in Fukushima beschönigenden Stellungnahmen der Regierung. Die gesundheitlichen und seelischen Folgen vor allem für die Kinder seien heute noch gar nicht absehbar.
Die Videos über die interreligiöse Zusammenarbeit in Tohoku und auch englischsprachige Artikel über die Arbeit von Pfarrer Naoya Kawakami in Tohoku können Sie auf Anfrage per Mail erhalten.