Zahlreiche Mitglieder unserer Gemeinde verbrachten das erste Wochenende im Juni zusammen mit Pfarrer Rusterholz und seiner Frau in Nagasaki. Wir wollten dort jene Stätten besuchen, die für die Verbreitung des Christentums seit Mitte des 16. Jahrhunderts von so großer Bedeutung waren.
Am Vormittag des 3. Juni begannen wir unsere Exkursion mit einem Besuch von Dejima, einer kleinen, ursprünglich künstlich geschaffenen Insel in der Bucht von Nagasaki, die zuerst den portugiesischen, ab 1641 nur den holländischen Kaufleuten für den Handel mit Japan vorbehalten war, und zwar als Folge der Abschließungspolitik im Zuge der Christenverfolgungen. Wir fanden dort die niederländische Handelsnieder-lassung in einer historisch hervorragend rekonstruierten Form vor. Die Wohnhäuser und Warenkontore, zahlreiche Karten und Dokumente gaben ein anschauliches Bild vom Leben auf Dejima bis zum Ende des Tokugawa-Regimes.
Von Dejima aus führte uns der Weg an den Kai des Hafens, wo wir eine Ausstellung über die sogenannten „verborgenen Christen“ besuchten. Es handelt sich dabei um Japaner, die auch nach dem Verbot des Christentums und der Verfolgung von Priestern und Gläubigen an ihrem Glauben festhielten. Sie konnten diesen hingegen nur in abgelegenen Regionen um Nagasaki herum und auf einigen Inseln im Geheimen praktizieren. Das Christentum war für die ärmeren bäuerlichen Schichten u.a. deshalb anziehend, weil dieses ihnen nach dem Tod eine bessere Existenz als auf Erden in Aussicht stellte.
Nach dem Mittagessen ging es zur Oura-Kirche, die 1864 erbaut wurde. Sie stellt heute für die Katholiken in Nagasaki einen religiösen Mittelpunkt dar und hat den Rang einer Basilika Minor. Von dort ging es in den in der Nachbarschaft gelegenen Glover Garden, der seinen Namen dem schottischen Kaufmann Thomas Blake Glover (1838-1911) verdankt. Dieser hielt sich ab 1859 in Nagasaki auf und förderte die industrielle Modernisierung Japans, für die Nagasaki ein Zentrum wurde. Glovers Haus gilt als eines der ältesten Beispiele für die westliche Architektur in Japan. Dem Einfluss von ausländischen Händlern und Diplomaten ist es auch zu verdanken, dass der Bann des Christentums im Jahre 1873 endgültig aufgehoben wurde.
Der Suwa-Schrein wurde vom Tokugawa Ieyasu Shôgunat im Jahre 1614 errichtet, um dem großen Einfluss des Christentums in der Region eine shintôistische Institution gegenüber zu stellen. Hier finden die Besucher abseits der städtischen und touristischen Betriebsamkeit einen Hort der Ruhe.
Unser zweiter Tag in Nagasaki begann mit einem Besuch der Erinnerungsstätte für die 26 Märtyrer, die dort auf Befehl Toyotomi Hideyoshis im Jahre 1597 hingerichtet wurden, nachdem sie zu Fuß den langen Weg von Kyôto nach Nagasaki laufen mussten. An die Erinnerungsstätte ist ein Museum angeschlossen, dessen Exponate uns erlaubten, noch weitere Details über das Christentum in Japan in Erfahrung zu bringen.
Abgeschlossen wurde das Programm mit einem Besuch des Atombombenmuseums und des Friedensparks in Nagasaki. Im Museum ist mit den modernsten Mittels der Ausstellungstechnik dokumentiert, welche Folgen der Abwurf der Atombombe auf die Stadt hatte. Auch wenn die meisten Stätten des Christentum durch die Bombardierung zerstört wurden, lebte das Christentum in Nagasaki fort. Viele der religiösen Stätten sind heute wieder aufgebaut und stehen den Besuchern offen.
Wir fuhren alle mit vielen neuen und bewegenden Eindrücken von Nagasaki wieder nach Osaka zurück und behalten den gemeinschaftlichen Ausflug dorthin sicher noch lange in guter Erinnerung.
Wolfgang Schwentker
Photos: privat
Vom 2. Bis 5. Juni ist eine elfköpfige Delegation der EKK nach Nagasaki gereist, um einige historische Stätten des frühen Christentums in Japan zu besichtigen.
Am ersten Tag begaben wir uns in die Berge von Sotome außerhalb der Stadt, einer der Bezirke, wo sich Christen während der grausamen Verfolgungen versteckt gehalten hatten. Heute sieht man hier liebevoll wiederaufgebaute aktive Kirchen.
Die Küstenstraße mit herrlichen Ausblicken führte uns zunächst zu der kleinen Ono- Kirche im Hinterland, deren besondere Bauweise mit Naturbausteinen an Landhäuser in Südfrankreich erinnert . Der französische Pater de Rotz hatte die Japaner in dieser Bauweise unterrichtet. Die Fenster des einfachen Kirchleins werden durch grob-hölzerne Schiebetüren in traditioneller japanischer Bauweise geschützt, eine perfekte Harmonie von westlicher und östlicher ländlicher Bauweise.
In der benachbarten Siedlung Shitsu konnten wir die heute als Museum wiedererstandene Missionsschule von Pater de Rotz bewundern. Dort wohnten vor allem junge Frauen aus armen Familien und erlernten neben dem religiösem Leben verschiedene Handwerke, u.a. auch die Herstellung von italienischen Nudeln. Auf dem christlichen Friedhof von Shitsu erstaunten uns die Grabstätten in buddhistischem Stil, die alle ein christliches Kreuz trugen.
Schließlich besichtigten wir noch die Kurosaki Kirche, die durch die Kombination von braunem Backstein und himmelblauen westlichen Fensterläden vor den hohen Kirchenfenstern eine besondere Ästhetik ausstrahlt. Auch im Innenraum setzt sich diese Farbharmonie durch dunkelbraune Säulen und Verstrebungen auf dem hellblauen Kirchengewölbe fort.
In der Nähe dieser Kirche wird mit einem kleinen Shinto-Schrein im Wald, „Bastians Hütte“, eines japanischen Priesters gedacht, der für seinen christlichen Glauben hier ermordet worden war.
Unser zweiter Tag führte uns in historische Ausländerviertel von Nagasaki, zunächst nach Dejima, einer ehemals künstlich angelegten Halbinsel für den eingeschränkten Handel mit holländischen Kaufleuten zur Zeit von Japans Abschließung und Verbot des Christentums, und von dort aus in das auf einem Stadtberg gelegene westliche Ausländerviertel aus der Zeit nach der Öffnung Japans. Dort steht auch die heute älteste christliche Kirche Japans, die Oura-Kirche.
Ursprünglich nur den Ausländern vorbehalten, erinnert eine Gedenktafel daran, dass sich hier erstmals japanische Christen aus ihren Verstecken offenbart haben. Da aber der Bann auf das Christentum noch nicht aufgehoben war, mussten sie das mit ihrem Leben bezahlen.
Am letzten Tag besuchten wir das Museum für die 26 Märtyrer, die ersten Christen, die als Abschreckung auf diesem Hügel der Stadt gekreuzigt wurden, weil sie ihrem Glauben treu geblieben waren. Im Museum ist jeder der Märthyrer genau beschrieben und auch über die Veränderung der Riten und der Bibelsprache der versteckten Christen kann man eine Menge erfahren. Neben dem Museum erinnert eine kleine Kirche mit zwei märchenhaften Türmchen an drei der Märtyrer, deren Gebeine als Reliquien hier noch aufbewahrt werden.
Zum Schluss konnte ich alleine noch die Urakami Kathedrale besuchen, die, im Epizentrum der Atombombe gelegen, 25 Jahre nach dem mühevollen Wiederaufbau durch Nachfahren von versteckten Christen vollständig zerstört wurde. Wiederaufgebaut in den 50er Jahren ist sie heute von einem Grüngürtel umgeben, in dem verstreut die letzten bombengeschwärzten Artefakte an die schrecklichen Ereignisse mahnen.
Nagasaki, weltweit bekannt durch den Atombombenabwurf, ist eine Stadt voll tragischer Geschichte. Aber nicht nur die vielen Erinnerungsstätten mahnen an den Frieden, auch die Idylle der wilden Berge und der malerischen Küste zeigen uns, was der Frieden wert ist.
Heide Berger-Kobayashi
Photos: privat