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4. Mai 2023 |
Wanderung zum Futatabikoen und zum Ausländerfriedhof |
Die ersten offiziellen Beziehungen zwischen einem deutschen Staat und Japan kamen 1861 zustande, die zum Abschluss eines Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrages zwischen den beiden Staaten führte.
Sieben Jahre später wurde der Hafen in Kobe, als einer der ersten Häfen für den Auslandshandel in Japan, eröffnet.
1871 gründeten drei Engländer, zwei Deutsche, zwei Amerikaner und ein Holländer die englischsprachige Kobe Union Church (KUC), noch bevor das Verbot des Christentums 1873 aufgehoben wurde.
Die Liebe zur klassischen Musik und insbesondere Johann Sebastian Bach verbindet die Japaner mit Deutschland wie wohl kaum ein anderer Aspekt der deutschen Kultur.
Mit dem Orgelkonzert mit Kazuki Tomita feierten wir unser 150jähriges Jubiläum und das Jubiläumsjahr „160 Jahre Freundschaft Japan-Deutschland“ mit Vertretern der Stadt Kobe, der Präfektur
Hyogo, der deutschen und internationalen Gemeinschaft in Kobe pandemiebedingt im kleinen Rahmen.
Die Zeiten der Pandemie sind für uns alle fast unmerklich mühsam, weil sich das ganze berufliche und familiäre Umfeld, das Alltägliche und das Besondere im Leben auf einem Bildschirm zusammendrängen. Bewegung ist nur noch in den Fingern gefragt, und die Ohren werden unter Kopfhörern verborgen wie den Mund hinter der Maske, und kriegen nichts Rechtes mehr zu hören.
Deshalb war es wirklich umwerfend, grandios und ein Fest, plötzlich lebendige analoge Töne in allen Höhen und Tiefen, Klang-farben und Schattierungen live zu hören! Der Organist Kazuki Tomita hatte ein Programm mit Werken von Johann Sebastian Bach und Johann Pachelbel zusammengestellt, weil diese Kompositionen die Vielfalt der Orgel und ihrer Stimmen mathematisch und musikalisch brillant zur Geltung bringen, und eine wunderbar offene pastellartige Skizze des japanischen Komponisten Shinpei Nakayama in des Organisten eigenhändiger Bearbeitung und ein harmonisch überwältigend einfaches und strahlendes Stück von Mozart dazwischen gestellt. Wer so frohgemut und energisch, technisch exakt und doch musikalisch akzentuiert seine Finger und seine Füße bewegt, reißt sein Publikum mit und erfüllt uns mit tiefer Freude, die wohl auch Bach beim Komponieren bewegt hat.
Vielen Dank!
Enzio Wetzel
Die Programmhefte finden Sie hier!
Der Heiligabend als einer der meist gefeierten Tage im Kirchenjahr ist in Deutschland kaum ohne den traditionsreichen Nachmittagsgottesdienst vorzustellen. Eine übervolle Kirche, ein Krippenspiel, singende Chöre… So hat man vielleicht noch einen der letzten Gottesdienste in Erinnerung. Und in der deutschen Gemeinde Kobe-Osaka? Unter den schwierigsten Konditionen wurde es auch hier geschafft die Kirche zu füllen und ein grandioses Musikprogramm auf die Beine zu stellen. Mit über 70 Leuten hatten wir in fast jeder Bank jemanden sitzen, Große und Kleine, Singles und Familien und nicht nur aus Deutschland angereist, sondern einige kamen auch aus Japan von weiter her.
Dies stellte sich schon beim Adventssingen heraus, das offiziell zwei Stunden vor Gottesdienstbeginn stattfand. Doch das Singen nahm den kleinsten Teil ein – waren doch die anregenden Gespräche bei Lebkuchen wieder einmal der essenzielle Teil des Austauschs, der in der Gemeinde stattfindet. Auf Deutsch, Japanisch und Englisch wurden Kontakte geknüpft, Neuigkeiten ausgetauscht und auch über die bevorstehenden Festivitäten gequatscht – solange man den Stress der Vorbereitung des Abendessens ausblenden konnte oder ihn vielleicht nicht hatte, weil man dankenswerterweise eingeladen war oder ins Restaurant ging.
An weihnachtlichen Leckereien war allerdings beim Kirchcafé schon genug da, sodass man aufpassen musste, noch Platz im Magen für später zu haben. Der Geschmack von Spekulatius kann bei manchen auf Knopfdruck Weihnachtsgefühle hervorrufen und hat daher Suchtfaktor. Oft machen diese Äußerlichkeiten trotz der Weihnachtsbotschaft viel aus, denn Weihnachten ist auch Tradition und Wiederholung. Demnach braucht es diese Weihnachtsgefühle durch Düfte oder Geschmack hervorgerufen, die vielleicht bei den warmen Temperaturen und dem Sonnenschein in Kobe an diesem Heiligabend sonst ein wenig untergegangen wären. Für die einen alte, für die andere neue oder sogar nur vorrübergehende Heimat hatten wir an Heiligabend einen Platz, gemeinsam Weihnachten zu feiern – im Geiste der Botschaft und im Geiste der Gemeinschaft Christi. Gerade für mich als jemanden, der sich eher in der Ferne von seiner Heimat versteht, war es sehr besonders und ich bin dankbar für dieses gesegnete Beisammensein.
Spätestens beim Singen von Oh, du Fröhliche waren dann auch die Weihnachtsgefühle durch Ohren und Stimmbänder aktiviert, und es ging von der Lounge in den hell erleuchteten Kirchraum mit glitzerndem Weihnachtsbaum. In den letzten 20 Minuten vor Gottesdienstbeginn waren mittlerweile auch genügend Kinder da, um sie zu einem spontanen Krippenspiel zu überzeugen und auch noch etwas einzustudieren. Für improvisierte Ortswechsel und selbst ausgedachte Geschenkideen reichte es dennoch. Der Gottesdienst wurde nicht nur liturgisch gerahmt, sondern auch von einzelnen Musikstücken unter der Leitung und Durchführung von Nami Uchiyama. Neben einem klassischen Bachpräludium, folgten u.a. Werke aus dem Messias mit Streicherinnen, Bläserinnen und Sängerinnenbegleitung des Musikleistungskurses aus dem Kenritsu-Nishinomiya-Gymnasium. Das musikalische Niveau insbesondere des Gesangs hatte ich an keinem deutschen Gymnasium so gehört – und ich war selbst an einer Schule mit Schwerpunkt Musik.
Ein weiteres Herzstück des Gottesdienstes war die Predigt, die mit drei Teilen nicht nur aufmerksamkeitsfreundlich war, sondern die Weihnachtsbotschaft auch von verschiedenen Perspektiven aus beleuchtete. Weihnachten, ein Fest der Erinnerung? Weihnachten, ein Fest der Dankbarkeit? Weihnachten kann all das und auch ein Fest der Innerlichkeit, der Besinnlichkeit werden. Doch muss diese Botschaft für Innen und Außen fruchtbar gemacht werden, und wir können uns fragen, ob allein ein Impuls von Innen, eine Erinnerung, eine gedankliche Wiederholung ausreicht. Weihnachten selbst ist ein Anstoß von außen. Wir dürfen und sollen Anstoß nehmen. An der Familie ohne Herberge, aber vor allem an diesem kleinen Kind. Die Menschwerdung Gottes, ein Sinnbild seiner Liebe, die uns geschenkt wird und von außen, nicht von innen kommt. Das Weihnachtsgeschehen lehrt uns Dankbarkeit, Demut, aber auch Offenheit für Anstöße von außen, die uns innerlich, und die Welt äußerlich verändern können. Das macht das Weihnachtsgeschehen nicht zeitlich einmalig, sondern kontinuierlich. Diesen Impuls können wir auch mit ins nächste Jahr mit hineinnehmen und als Christinnen und Christen nach außen tragen.
Onno Hofmann
Bilder: privat
Im einladenden Mehrzweckraum der Kirche (der Gamblin Halle), am 16. Oktober hatten wir die Ehre, zwei repräsentative Stücke der japanischen Biwa-Musik zu genießen: Nasu no
Yoichi (der Bogenschütze Nasuno Yoichi) und Kumagai to Atsumori (Kumagai und Atsumori). Die Biwa ist eine traditionelle japanische Laute, die sich aus der chinesischen „Pipa“ entwickelt hat
und, wie die europäischen Lauten, ursprünglich aus dem mesopotamischen Raum stammt.
Prof. Silvain Guignard hat sein Leben dem Studium der Biwa gewidmet und ist der einzige Ausländer, der unter Kyokusai Yamazaki studierte, einer Biwa-Meisterin, die als lebender Nationalschatz ausgezeichnet wurde und 2006 verstarb.
Wir erlebten dank seiner leidenschaftlichen Erklärungen eine Reise in die faszinierende Geschichte der Seidenstraße und lernten über die Entwicklung der Form und der Besonderheit der Tongebung der japanischen Biwa. Die beiden Biwa-Rezitationen stellten eine spannende Reflexion über die Sehnsucht der Menschheit nach dem Frieden sowie dem Konflikt zwischen ritterlicher Ehre und dem väterlichen Einfühlungsvermögen dar. Mit Bewegung lauschten wir der Ballade über den Samurai Kumagai, der sich gezwungen sah, einem jungen Flötisten im Kampf das Leben zu nehmen. Ein Drama, das Raum und Form angenommen hat, ein menschlicher Konflikt, durch den Klang der Biwa hervorgehoben.
Ein besonderer Dank geht an Myriam und Dinah für die Organisation dieses Abends. Wir werden uns gerne von den bevorstehenden Events überraschen lassen … Ein Abend für alle Sinne, da anschließend auch noch Leckereien angeboten wurden!
Viviana Penkhues
Fotos: D. Imanari, V. Penkhues
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